Der dufte Sinn (Dokumentation) – Video 3sat Mediathek
Der Duft eines essentiellen Öls kann direkt alles vom emotionalen Zustand bis hin zu Ihrer Lebensdauer beeinflussen.
Wenn ein Duft eingeatmet wird, wandern die Geruchsmoleküle die Nase aufwärts, wo sie von den Geruchsmembranen abgefangen werden, die gut von der Nasenschleimhaut geschützt sind. Jedes Geruchsmolekül passt wie ein kleiner Puzzleteil auf die Rezeptorzellen, die insgesamt eine Membran bildent. Jede dieser Hunderte von Millionen Nervenzellen wird alle 28 Tage ersetzt. Wenn sie von Geruchsmolekülen stimuliert wird, löst diese Liniierung von Nervenzellen elektrische Impulse zum Riechkolben im Gehirn aus. Der Riechkolben leitet dann die Impulse zum Geschmackszentrum (wo die Empfindung für Geschmack wahrgenommen wird) weiter, der Amygdala (wo das emotionale Gedächtnis sitzt), und zu anderen Teilen des limbischen Nervensystems im Gehirn. Weil das limbische System direkt mit den Teilen des Gehirns verbunden ist, welche die Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung, Gedächtnis, Stresspegel und Hormonbalance kontrollieren, können essentielle Öle positive physiologische und psychologische Effekte haben.
Der Geruchssinn ist der einzige der fünf Sinne, der direkt mit dem limbischen System des Gehirns, dem Kontrollzentrum für Emotionen, verbunden ist. Angst, Depression, Furcht, Ärger und Freude entstammen alle dieser Region. Der Duft eines gewissen Geruches können Erinnerungen und Emotionen hervorrufen, noch bevor wir uns derer überhaupt richtig bewusst sind. Was Gerüche anbelangt, so reagieren wir zuerst und denken später. Alle anderen Sinne (Tasten, Schmecken, Hören und Sehen) werden durch den Thalamus geleitet, der als Schaltzentrale für das Gehirn arbeitet, und passieren Anreizungen auf der Großhirnrinde (dem Bewusstseinszentrum) und andere Teile des Gehirns.
Das limbische System kann auch direkt den Hypothalamus aktivieren. Der Hypothalamus ist einer der wichtigsten Teile des Gehirns. Er fungiert als Hormonsteuerzentrale. Er sendet chemische Botenstoffe aus, die alles, von Geschlechtstrieb bis zum Energielevel, beeinflussen können. Die Produktion von Wachstumshormonen, Geschlechtshormonen, Schilddrüsenhormonen und Neurotransmittern, wie Serotonin, wird vom Hypothalamus gesteuert. Also ist der Hypothalamus sozusagen die „Hauptdrüse“.
Die Inhalation von essentiellen Ölen können nicht nur für die Bekämpfung von Stress und emotionalem Trauma benutzt werden, sondern sie können auch die Hormonproduktion vom Hypothalamus stimulieren. Daraus resultiert die Erhöhung von Schilddrüsenhormonen (unseren Energiehormonen) und von Wachstumshormonen (unseren Hormonen für Jugend und Langlebigkeit).
Essentielle Öle können auch zum Appetit- Reduzieren und zum Verlieren von Gewicht verwendet werden, da sie die Fähigkeit haben, den ventrolmedialen Kern des Hypothalamus, eine Region im Gehirn, die unser Sättigungs- und Völlegefühl steuert, zu stimulieren. In großen klinischen Studien benutzte Alan Hirsch, MD, Gerüche, einschließlich Pfefferminze, um einen beachtlichen Gewichtsverlust bei einer großen Gruppe von Patienten, die bisher mit keiner einzigen Abnehmmaßnahme Erfolg hatten, zu erzielen. Während einer Zeitspanne von sechs Monaten verlor der Durchschnitt von den 3,000 Menschen, die an diesen Studien teilgenommen haben, über 30 Pfund. Laut Dr. Hirsch mussten einige Patienten sogar von der Studie ausgeschlossen werden, da sie dazu geneigt hatten untergewichtig zu werden.
In Studien, die auf Universitäten in Wien und Berlin durchgeführt wurden, haben die Forscher herausgefunden, dass Sesquiterpen in essentiellen Ölen wie Vetiver, Patchouli, Zedernholz, Sandelholz und Weihrauch enthalten sind. Diese können den Sauerstoffgehalt im Gehirn bis zu 28 Prozent steigern (Nasel, 1992). Ein solcher Anstieg kann zu einer erhöhten Aktivität im Hypothalamus und im limbischen System des Gehirns führen. Das kann nicht nur tief greifende Effekte auf die Emotionen, das Lernen und auf Einstellungen haben, sondern auch auf viele physische Prozesse des Körpers wie die Immunfunktion, Hormonausgleich und Energielevel. Hohe Spiegel an Sequiterpen kommen auch in Melisse-, Myrre-, Zedernholz- und Nelkenöl vor.
Sorgfältige Stimulation der Geruchsnerven bietet eine kraftvolle und vollständig neue Form der Therapie, die als Beitrag zur Bekämpfung von Krankheiten dienen kann. Essentielle Öle durch Inhalation belegen eine Schlüsselposition in diesem relativ unerforschten Gebiet in der Medizin.